Bericht: Ausbildung zum Wanderleiter

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Vollgepackt und vollbeladen – mit Koffern gefüllt mit Wanderkleidung und Naturbüchern, Köpfen gefüllt mit Anfahrtsplänen und Fragen, Herzen gefüllt mit Aufregung und Vorfreude – so trafen am 30. Mai 2015 zwölf Wanderleiterinnen und Wanderleiter in spe im Naturfreundehaus im fränkischen Veilbronn ein. Würden die mitgebrachten Kompasse gen Heimat zeigen, zusammengenommen wäre ein breites Spektrum der Himmelsrichtungen abgedeckt.

Über den Daumen gepeilte 2.500 km waren die zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Ecken Deutschlands angereist, um in sieben Tagen geleitet von den drei Ausbildern Toni Gratz, Sabine Müller und Bernhard Schmidt einen Rundumschlag verschiedenster Wanderthemen zu bekommen. 15 Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, bunt zusammengewürfelte Jahrgänge, Berufe, Wandererfahrungen und Lebenswege. Doch etwas verband und schaffte es mühelos, aus einzelnen Vielen eine Gruppe zu machen: Die Liebe zur Natur und zum In-der-Natur-Sein.

Angeleitet von dem Motto „Man schützt nur was man liebt - man liebt nur, was man kennt" vertiefte und festigte sich schnell dank der inhaltsreichen und humorvollen Vorträge der Ausbilder das Vorwissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Themen waren dabei unter anderem „Wanderplanung“, „Orientierung mit Karte und Kompass“, „Wanderbekleidung“, „Erste Hilfe“, „Wetter“ und „Naturschutz“. Nicht nur im Seminarraum wurde gelernt, auch draußen bei gemeinsamen Wanderungen im und neben dem Stundenplan vermittelte sich die Natur - ein Schulraum, in dem jeder Schüler und Lehrer zugleich ist. Jeder brachte sich ein, jeder bekam Raum - verschwunden die Hektik und das „Keine-Zeit-Haben“ des Alltags. Eine Auszeit, welche das Im-Hier-und-Jetzt-Sein, die grundlegendste Philosophie des Wanderns, in der eigenen Struktur erfahrbar machte.

Allabendlich, nach getaner Arbeit, gelernten Inhalten und gesammelten Eindrücken, verweilten die einen beim ausgiebigen Schlusshock auf der großzügigen Terrasse des Naturfreundehauses, während die anderen im Vollmondschein das nahegelegene beeindruckende Naturschutzgebiet erkundeten.

Wenn Unbekanntes vertraut und Unbekannte Vertraute werden
Viel zu schnell kam der Tag vor der Abreise, der Tag der Abschlussprüfung. In Lerngruppen oder einzeln saßen die Prüflinge über ihren Handbüchern, peilten sich gegenseitig mit dem Kompass an, planten fiktive Wanderungen mit realistischen Zeitbemessungen oder genossen still und meditativ den weiten Blick über das Tal. Jeder hatte seine Methode und alle führten zum Erfolg – beim letzten gemeinsamen Schlusshock stießen 15 glückliche und stolze Wanderleiterinnen und Wanderleiter auf die vergangene Woche an.

Angefangen hatte die Ausbildung mit Regen und Kälte, in Sonnenschein und Wärme endete sie. Verrückt war dieser extreme Wetterwechsel und ebenso „ver-rückt“ war etwas in uns. Vollgepackt und vollbeladen – und mit vollen und zufriedenen Bäuchen – verließen wir am 6. Juni 2015 nach der letzten gemeinsamen mittäglichen Einkehr das Naturfreundehaus, unsere Wanderleiterausbildung, die fränkische Schweiz - und uns. Wieder waren wir einzelne Viele und doch hatte jeder einen Teil der anderen mit im Gepäck.

Renate Kochenrath

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