von Barbara Liebl, NaturFreunde Nürnberg-Mitte
Im schönen Leutasch in Tirol startete am 3. Juli der Praxisteil der Ausbildung Trainer*in C – Bergsteigen mit dem ersten Modul am Fels. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es direkt am Nachmittag mit der Einführung unserer Ausbilder*innen Moni Hümmer und Tim Wehner los. Unter anderem wurde über die geplante Wochenagenda, die jeweiligen Erwartungen und die Tagesverantwortlichen für die Folgewoche gesprochen. Dann hieß es auch schon "Freiwillige vor!", denn die ersten Materialvorträge starteten ebenfalls noch an diesem Abend.
Für Montag stand Klettern auf dem Programm. Unsere Ausbilder*innen wollten erst mal sehen, wer welches Niveau mitbringt. Aufgrund von Regen in der Nacht gab es aber direkt eine Planänderung und wir gingen anstatt an das Flämenwandl in den neuen Klettergarten Sonnenplatte in Scharnitz. Knapp zwei Stunden später zwang uns der Regen dann leider auch hier zum Abbruch und wir fuhren nach einer kurzen Stärkung in den Bundeswehrklettergarten, welcher sich aufgrund seiner Haken und Begebenheiten sehr gut für die Ausbildung eignete. Dort übten wir dann in Gruppen verschiedene Sicherungs- und Abseiltechniken, unter anderem Standplatzbau, Schleifknoten, Seilgeländer, Ablassen und vieles mehr.
Zurück in der Unterkunft ging es schnell zum gemeinsamen Pizzaessen, um neue Energie für weitere Materialvorträge zu sammeln. Anschließend verkündeten unsere Ausbilder*innen die erste Führungstour für Dienstag. Somit hieß es abschließend für diesen Tag: Führungstour planen und vorstellen.
Klettern und Führungstechnik im Karwendel
Am nächsten Morgen ging es dann mit der Karwendelbahn zu unserem Ausgangspunkt, dem Klettersteig am Mittenwalder Höhenweg. Das Wetter zeigte sich leider wieder von Beginn an nicht von seiner guten Seite und daher starteten wir die Führungstour unter Vorbehalt mit dem Wissen, eventuell doch abbrechen zu müssen.
Im Fokus der Tour stand das Sichern und Gehen am Klettersteig, Orientierung und die Führungstechnik unserer beiden Guides. Zudem zeigten unsere Ausbilder*innen zusätzliche Sicherungstechniken am Klettersteig, welche wir noch ausgiebig üben konnten. Währenddessen verschlechterte sich das Wetter aber zunehmend und unsere Guides beschlossen, auf Nummer sicher zu gehen, den Steig an dieser Stelle abzubrechen und den kürzeren Weg zurück zu Bergstation zu nehmen. Nach einer kurzen Kaffeepause fuhren wir mit der Bahn bei strömendem Regen wieder ins Tal und weiter in die Unterkunft.
Dort hörten wir einen Vortrag zum Thema Methodik und Didaktik, an alle Teilnehmenden wurde eine Lehrprobe verlost und die Führungstour für Mittwoch bestimmt. Dann ging es wieder an die detaillierte Tourenplanung: Ziel war das Dammkar – mit einer Gruppe auf den Predigtstuhl über den Südwestpfeiler und mit der anderen Gruppe über die luftige Kante auf die Kreuzwand.
Aufstieg zur Dammkarhütte bei Traumwetter
Und siehe da – endlich war das Wetter auf unserer Seite: Bei strahlend blauem Himmel stiegen wir schon früh morgens auf die Dammkarhütte auf. Oben angekommen teilten wir uns in die geplanten Seilschaften ein, besprachen nochmals die bevorstehende Tour und das nötige Equipment und los ging's. Die Touren waren eine wahrlich schöne Kletterei und wir bekamen die Möglichkeit, das Erlernte anzuwenden und durch unsere*n Trainer*in noch eine Menge dazuzulernen. Am Gipfel angekommen, hieß es weiter fokussiert zu bleiben. Der Abstieg erforderte nochmals bei losem Gestein abzuklettern und im Geröll abzufahren.
Nach einem langen Tag am Fels wurde in der Unterkunft weiter intensiv geübt, wofür sämtliche Einrichtungsgegenstände oder Bäume herangezogen wurden. Denn am Donnerstag standen die Lehrproben für uns an.
Nach dem gemeinsamen Frühstück fuhren wir wieder in den schon bekannten Bundeswehrklettergarten. Dort hatten wir zunächst noch etwas Zeit, um unsere Vorträge aufzubauen und uns einen geeigneten Platz für die Lehrproben zu suchen. Auch an diesem Tag war wieder mit dem ein oder anderen Regenschauer zu rechnen. Heute stand alles im Zeichen des Lernens und Lehrens. Denn angehende Trainer*innen wie wir sollten gewisse Methoden und Didaktik beherrschen, um Lernende zu verschiedenen Themen abholen und motivieren zu können. Schlussendlich erhielten wir detaillierte Einblicke in den Verletztenabtransport, den Schweizer Flaschenzug, die Selbstrettung, den Brustgurt und vieles mehr. Ein sehr lehrreicher und spannender Tag für uns alle, welcher in der Unterkunft noch nicht endete. Am Freitag sollte das Wetter besser werden und somit standen die letzten Führungstouren an. Geplant war, erneut in zwei Gruppen zeitversetzt auf die Viererspitze aufzusteigen. Bereits eingeübt in die Tourenplanung beschäftigten wir uns intensiv mit der Route und dem Gelände.
Sicherungstechniken, Viererspitze und Sonne
Beide Gruppen stiegen am nächsten Morgen durch eine wunderschöne Klamm mit etwas Kraxelei Richtung Einstieg zur Kletterroute auf. Da es vom Vortag noch rutschig und nass war, übten wir auch hier am Weg Sicherungstechniken. Nach einer kurzweiligen, aber sehr schönen Kletterei erreichten alle den Gipfel der Viererspitze und die Sonne begrüßte uns, sodass wir diesmal einen tollen Weitblick über das Karwendel genießen konnten. Dennoch hieß es dann nochmals fokussiert bleiben und über ein längeres Seilgeländer das Steinschlag gefährdete Gelände abklettern. Unten angekommen stärkten wir uns kurz an der Dammkarhütte und nahmen nochmal den letzten Abstieg in Angriff.
Spürbar erschöpft, aber doch sehr glücklich ließen wir die aufregende und abwechslungsreiche Woche bei ein paar Bier' beim Griechen ausklingen und ließen noch einmal Revue passieren, was wir in dieser kurzen Zeit gelernt und erlebt hatten.
Am nächsten Tag frühstückten wir ein letztes Mal gemeinsam. Gestärkt und munter folgte dann das finale Feedback unserer Ausbilder*innen. Im Anschluss fuhr ein Teil unserer Gruppe direkt weiter Richtung Gepatschhaus, um den zweiten Teil "Eis & Urgestein" zu absolvieren, welcher dieses Jahr das erste Mal direkt im Anschluss an den Fels-Teil stattfand.
Insgesamt lässt sich ein tolles Fazit ziehen: Es hat sehr viel Spaß gemacht, es war eine äußerst bereichernde Ausbildungswoche und die gesamte Gruppe war sehr harmonisch und hilfsbereit. So bildet man sich definitiv gerne weiter!
Somit bleibt mir nur mehr zu sagen: „Berg frei“!
Barbara Liebl
NaturFreunde Nürnberg-Mitte