Sehr leichte E-Bike-Antriebe zum Nachrüsten

Das Gewicht eines E-Bikes hat große Bedeutung. Denn es macht einfach keinen Spaß, ein 25 oder gar 30 Kilo schweres Rad in den oder aus dem Keller zu tragen. Gleiches gilt für die Treppen in Bahnhöfen und U-Bahnen. Insbesondere wenn – wie so oft – die Aufzüge oder Rolltreppen defekt sind,  sofern es überhaupt welche gibt.

Auch das Fahren selbst, insbesondere das Anfahren, ist bei so schweren Rädern sehr mühsam, weshalb dann fast ausschließlich mit Motorunterstützung gefahren wird. Dies erfordert einen großen Akku, der entsprechend schwer ist. Dadurch wird das Rad noch schwerer, ein Teufelskreis. Und wehe, wenn der Akku leer ist: Dann sieht man schnell ganz alt aus. E-Bike-Fahrer der NaturFreunde-Radgruppe Stuutgart haben das schon schmerzlich erfahren müssen.

Die folgendes zwei Beispiele zeigen, dass es auch anders geht

add-e ist ein Reibrollen-e-Nachrüstsatz aus Österreich, welcher das Hinterrad direkt antreibt. Im ausgeschalteten Zustand verursacht es keinen Widerstand, man kann fahren wie gewohnt. Der Akku und die sogenannte "Drive Unit" können zwischen mehreren Fahrrädern innerhalb von Sekunden gewechselt werden. Man muss nur ein zweites Montage-Set kaufen.

Die "Drive Unit" unterstützt nur, wenn man in die Pedale tritt und schaltet sich automatisch ab, wenn man aufhört zu treten. Der Antrieb ist sehr leicht, zusammen mit (Trinkflaschen)-Akku um die zwei Kilo und reicht zur Unterstützung beim Fahren für etwa zwei Stunden. So kann man eine ganze Tagesetappe schaffen, da man den Antrieb nur selten braucht (am Berg oder bei Gegenwind).

Allerdings ist das System noch nicht so lange auf dem Markt. Man sollte deshalb abwarten, bis es Erfahrungsberichte über die Praxistauglichkeit gibt. Der Preis ist bis jetzt moderat: circa 1.000 Euro für die Pedelec-Version (gibt’s auch als 45-km/h-Version) und der Antrieb kann selbst montiert werden.

Infos: www.add-e.at

Ebenfalls aus Österreich stammt das Nachrüstsystem Vivax. Elegant versteckt im Sattelrohr wirkt der 200-Watt-Antrieb direkt auf die Tretkurbel. Ein Druck auf den Knopf am Lenker und der unsichtbare Anschub aktiviert sich. Das gesamte System wiegt inklusive Akku nur circa 1,8  Kilo.

Der Akku findet in einer herkömmlichen Satteltasche Platz und reicht für mindestens 60 Minuten (9 Ah LiION Akku für mind. 90 Minuten) motorunterstützes Biken – bei Volllast. Je nach Eigenleistung sind Touren von mehreren Stunden möglich. Die spezielle Konstruktion der Antriebseinheit erlaubt den Einbau in jeden Fahrradrahmen mit einem geraden, durchgängigen Sattelrohr mit Innendurchmesser von 31,6  oder 30,9 Millimetern. Die Elektronik befindet sich in der Sattelstütze.

Das System ist praxistauglich und ausgereift, mittlerweile in der dritten Generation, leider sehr teuer und muss vom Händler eingebaut werden.

Infos: www.vivax-assist.com

Für beide Antriebe gilt:

Es sind Zusatzantriebe, das bedeutet, diese Motoren können den Fahrer nicht alleine den Berg hinauf befördern. Eigener mittlerer bis größerer Kraftaufwand ist zwingend erforderlich, somit eignen sich diese Systeme nicht für sehr schwache oder körperbehinderte Fahrer.

Sie sind aber sehr gut geeignet, die unterschiedlichen Kräfte der Fahrer in einer Gruppe auszugleichen: Kräftige Fahrer werden nicht unterfordert, indem sie auf die langsameren Fahrer warten müssen und die schwächeren Fahrer müssen sich nicht überanstrengen und können gut mithalten.

Michael Weiß
NaturFreunde-Radgruppe Stuttgart

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