Die NaturFreunde-Ausbildung zum Trainer C – Mountainbike hilft sogar in Kanada
Am fünften Tag kamen Frank Raschke die Tränen. Es hatte geregnet, es hatte geschneit, das Trikot war nass, die Finger ohne Gefühl – und jetzt der Reifen platt. Eigentlich war Frank schon kurz vorm Tagesziel, nach immerhin 65 Kilometern und 2.100 Höhenmetern. Doch erst hatte er den schmalen Pfad über die kanadischen Rocky Mountains verloren und dann bekam er den Mantel einfach nicht von der Felge.
„Irgendetwas zwischen Wut und Verzweiflung, aber sehr intensiv“, erinnert sich der 58-jährige NaturFreund aus Mecklenburg-Vorpommern an dieses Gefühl während der „Trans Rockies Challenge“, einem der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt. Sieben Tage, 367 Kilometer, 12.450 Höhenmeter: fahren, klettern, tragen, schieben, frieren, schlafen, weiterfahren.
Fahrer rufen aus dem Wald
„Das war schon alles sehr anspruchsvoll“, berichtet Frank. Einmal, an einer dieser extrem steilen Stellen hatte er den günstigsten Augenblick zum Absprung verpasst und rutschte mit voll blockierter Hinterbremse den Trail herunter – stürzte aber nicht. „A good job, biker“, riefen plötzlich Fahrer aus dem Wald. „Und dann weißt du, dass auch die anderen ihre Probleme haben“, erzählt der NaturFreund.
Obwohl Frank bereits 13 Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike hinter sich hatte, absolvierte er vor seiner Abreise noch die beiden viertägigen NaturFreunde-MTB-Aufbaulehrgänge „Fahrtechnik“ und „Alpin“. Zusammen mit einem achttägigen Grundlehrgang kann man sich so zum Trainer C – Mountainbike qualifizieren, um selbst Gruppen sicher – und versichert – führen oder auch Grund- und Aufbaukurse anbieten zu können. „Genussvolle MTB-Touren und Fahrtechnikschulung für ambitionierte MTB-Frauen“ hatte zum Beispiel erst kürzlich die Dachauer NaturFreundin Lydia Stangl ausgeschrieben. „Gemeinsam bauen wir Ängste beim Bergabfahren ab“, hieß es in der Ausschreibung: „Denn nur Übung macht die Meisterin.“
Lydia ist Mitglied im Bundeslehrteam Mountainbike. Seit Einführung dieses NaturFreunde-Ausbildungsganges ließen sich rund 45 Mitglieder zum Trainer C ausbilden und organisieren nun eigene MTB-Angebote in ihren Ortsgruppen.
Sportlich und menschlich muss es passen
Die werden gut angenommen, auch wenn sie nicht in die Rocky Mountains führen. Frank hat es übrigens dann doch noch ins Ziel geschafft. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ihn sein niederländischer Teampartner, wechselte den Schlauch und gab Windschatten. „In Kanada war ein guter Partner noch wichtiger als sonst“, erzählt Frank: „Sportlich muss es passen – aber menschlich auch.“
Samuel Lehmberg
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 2-2012 (S. 17).