Syrische Eintöpfe schmecken auch am Albtrauf

Im Naturfreundehaus Boßlerhaus (M 41) der Ortsgruppe Göppingen betreuten in den Sommermonaten bereits zum dritten Mal junge Flüchtlinge aus Syrien eine Woche lang Wanderer und Hausgäste. Was als typische Notsituation engagierter NaturFreunde begann, könnte sich schon bald als eine neue Erfolgsgeschichte der NaturFreunde-Bewegung herausstellen: Der diesjährige Osterhausdienst für das Boßlerhaus war akut gefährdet, weil kurzfristig mehrere ehrenamtliche Mitarbeiter absagen mussten. Doch dann hatte zum Glück Marion Diehl die Idee, ihren syrischen Freund Ghiath anzusprechen und um Mithilfe zu bitten. Der Grüne Aufstieg, das Magazin der NaturFreunde in Baden und Württemberg, interviewte die beiden.

Grüner Aufstieg: Marion, seit wann kennst du Ghiath?

Marion: Ich  habe  Ghiath  in  Esslingen-Zell kennengelernt. Dort waren in den vergangenen Monaten viele Flüchtlinge in einer Turnhalle untergebracht.

Ghiath, was hat dich bewogen, mit Marion im Boßlerhaus Wanderer zu bewirten?

Ghiath: Ich war noch nie in meinem Leben auf der Schwäbischen Alb. Leider blieben in Syrien meine Kamele und Zelte zurück, als ich flüchten musste. Deshalb versuche ich es jetzt mal mit deutscher Freizeitgestaltung, also Wandern, Radfahren und so. Aber im Ernst: Dass wir in Zelten leben und auf Kamelen reiten, sind typische Vorurteile. Ich komme aus der Großstadt Damaskus und hatte dort ein Computergeschäft. Auf meiner Flucht habe ich in Ägypten und der Türkei gelebt und bin seit knapp einem Jahr in Deutschland. Hier will ich mir eine neue Existenz aufbauen und mich integrieren. Für mich heißt Integration, die deutsche Kultur wahrzunehmen, in Kontakt mit Leuten von hier zu kommen und auch typisch deutsche Freizeitaktivitäten kennenzulernen. Ich war echt erstaunt, wie viele Menschen – vor allem auch Senioren – den Berg zum Boßlerhaus hinauf wandern. Bei uns macht das die ältere Generation nicht.

Was hat euch bislang bei den gemeinsamen Hausdiensten am meisten Spaß gemacht?

Ghiath: Die Natur um den Boßlerhaus ist einfach toll, viele  Besucher  kommen  in das Naturfreundehaus. Einige haben natürlich komisch geschaut, als das Essen auf der Tafel auch in Arabisch angeschrieben stand und wir uns in einer fremden Sprache unterhalten haben. Viele waren aber auch offen und neugierig. Eine Frau hat zunächst nichts essen wollen, nachdem sie aber vom Teller ihres Mannes unseren Eintopf probiert hatte, war sie ganz begeistert.

Marion: Wir waren einfach eine tolle Gruppe von zeitweise 18 Personen, die sich zum Teil davor gar nicht kannten. Auch wenn die Kommunikation manchmal nur mit Händen und Füßen möglich war, weil einige der Syrer weder Deutsch noch Englisch können, so war das Zusammensein doch intensiv. Unsere Kinder wurden gemeinsam betreut und haben zusammen gespielt. Es ging einfach alles Hand in Hand.

Ghiath: So ein Zusammenleben und zusammen arbeiten wie auf dem Boßlerhaus ist für uns Flüchtlinge sehr wichtig. Etwas zu tun zu haben, tut uns gut. Mit Deutschen in Kontakt zu kommen, ist für uns wichtig und gar nicht einfach. Solche Aktivitäten tragen dazu bei, dass wir hier ankommen und uns integrieren können.

Marion: Und für die NaturFreunde ist nun schon zum dritten Mal die Öffnung des Naturfreundehauses durch den syrisch-deutschen Hausdienst  sichergestellt.

Interview: Buddy Dorn
Das Interview erschien zuerst in Grüner Aufstieg 3-15

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73344 Gruibingen
Übernachtungsplätze vorhanden
Verpflegung nach Absprache

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