Seminarbericht: die Gefährdung des Bergwaldes

Unser Bergwald bietet Schutz, ist Heimat und Arbeitsplatz

Unsere Wälder sind ein besonderer Schatz, den es zu hüten gilt, ganz besonders in den Bergen. Als Wanderer schätzen und lieben wir sie, intensive Gefühle verbinden uns mit ihnen; gleichzeitig sehen wir auch ihren Nutzen und ihre Schutzfunktion. Deshalb haben sich die NaturFreunde Bayern Anfang Juli in einem vom Landesverband ausgerichteten Seminar in der Georg-von-Vollmar Akademie in Kochel ausführlich mit dem Bergwald und seiner Gefährdung befasst.

Wer bei dem Seminar dabei sein wollte, hatte sich frühzeitig anmelden müssen, denn schnell waren alle Plätze besetzt. Auch heuer konnte Axel Doering als Referenten gewonnen wären. Als langjähriger ehemaliger Revierförster von Garmisch- Partenkirchen beleuchtete er verschiedene Aspekte des Bergwaldes. Anhand von eindrucksvollen Bildern erklärte er die Zusammensetzung des Bergmischwalds, bei dem Fichte, Buche, Tanne und Bergahorn vorwiegen. Er ist bei uns in einer Höhe von 800–1.400 Metern heimisch. Auch der oberhalb davon wachsende alpine Fichtenwald weist noch eine gewisse biologische Vielfalt auf und ist keine finstere Monokultur wie die im Flachland angepflanzten Forste.

Die Klimaerwärmung macht dem Bergwald sehr zu schaffen

Alles wäre im Gleichgewicht, wenn nicht der Mensch störend eingreifen würde. Die Ausrottung von Wolf, Bär und Luchs führte zu einem viel zu hohen Wildbestand, der wegen unzureichender Bejagung die Verjüngung des Waldes durch Verbiss stark behindert. Besonders zu schaffen macht dem Bergwald auch die Klimaerwärmung, die in den Alpen mehr als doppelt so hoch ist wie im globalen Durchschnitt. Vor allem die Fichte leidet erheblich unter den erhöhten Temperaturen. Die Vegetationszonen verschieben sich nach oben und verdrängen die dort wachsenden Pflanzen. Hinzu kommen ein gewaltiger Siedlungsdruck in den Tälern und den niedrigeren Hängen, sportliche Anlagen, Straßenbau, Bewirtschaftung nach Gewinnvorgaben. Wenn dem Wald gar zu sehr zugesetzt wird, kann er seine Funktion, Schutz vor Lawinen und Muren zu gewähren und Hochwasser zu regulieren, nicht mehr erfüllen – und die Natur rächt sich.

Auf einer Exkursion von der Bergstation des Kreuzecks aus erkannten wir einiges wieder, was wir am Vortag auf Fotos gesehen hatten. In Richtung Hupfleitenjoch ist die Vegetation noch weitgehend intakt. Die Flora zeigte sich am Höhepunkt der Sommerblüte. Jede Pflanze steht dort an ihrem optimalen Standort, was die Licht- und Temperaturverhältnisse und die differenzierte jeweilige Bodenbeschaffenheit betrifft. Das ergibt einen artenreichen bunten Teppich, wie ihn ein Gärtner besser nicht gestalten könnte.

Das Gegenteil erwartete uns auf dem Weg zur Tröglhütte an der Kandahar Abfahrt. Dort hat der  Skitourismus breite Schneisen geschlagen, zwischen denen Bäume als Reste des ehemaligen Waldes stehen. Wie ein Krebsgeschwür dringt die Bebauung mit Tourismuseinrichtungen vor. Für kreuzende Skifahrer wurde trotz  aller Warnungen sogar ein Quertunnel gegraben, so dass der Hang, wie von den Naturschutzverbänden befürchtet, massiv zu rutschen begonnen hatte und nur unter größtem finanziellen Aufwand wieder stabilisiert werden konnte.

Die politische Dimension des Themas Bergwald verdeutlichte der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn, Umweltexperte der SPD und Mitglied bei den NaturFreunden München. Er wies unter anderem auf die enorme Bedeutung der europarechtlichen Natura-2000-Gebiete für den Naturschutz hin und diskutierte mit uns einen ganzen Vormittag, wobei er uns zu Fragen aus den verschiedensten Bereichen Rede und Antwort stand. Er versicherte uns, immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen zu haben.

Das Seminar mit der Exkursion hat uns für den Bergwald sensibilisiert, unseren Blick geschärft und gezeigt, wie die Natur zurückschlägt, wenn der Mensch glaubt, sich selbstherrlich über elementare Regeln hinwegsetzen zu können. Aber wie lassen sich unsere Bergwälder wirksam schützen? Ein Schritt dazu wäre ein „König Ludwig Nationalpark“ im Ammer- und Wettersteingebirge, der das Schachenhaus und die Königsschlösser Linderhof und Neuschwanstein einschließt – eine Vision unseres Referenten Axel Doering, die bei uns NaturFreunden lebhaften Anklang fand.

Christine Eben
Fachgruppenleiterin Natur- und Umweltschutz