Ein Standpunkt von Malin Holtmann, Bundesleiterin der Naturfreundejugend Deutschlands
Sie wollen es am Freitag wieder tun: Schüler werden nicht die Schulbank drücken, sondern schwänzen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. #FridaysForFuture heißt das Schulstreik-Motto, das das ganze Schülerdilemma ausdrückt: „Warum lernen für eine Zukunft, die es vielleicht nicht mehr gibt?“
Begonnen hat der neue Jugendprotest am 20. August 2018, dem ersten Schultag des neuen Schuljahres in Schweden. Greta Thunberg, damals 15-jährige Schülerin, ging nicht zur Schule. Sie malte auf ein Schild „Skolstrejk för klimatet“ und stellte sich vor den schwedischen Reichstag – „Schulstreik für das Klima“. Seitdem gehen Schüler* innen in Australien, Belgien und Irland auf die Straße, in Italien, Uganda, der Schweiz. Und seit Dezember auch in Deutschland.
Der vergangene Sommer war einer der wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Die 20 wärmsten Jahre lagen nach Erhebung der Weltmeteorologie-Organisation in den vergangenen 22 Jahren. Der Klimawandel steht direkt vor uns. Aber leider wollen das viele immer noch nicht wahrhaben. Wie man auch am gerade von der Kohlekommission vorgeschlagenen Kohleausstieg sieht: Bis zum Jahr 2038 sollen hierzulande die Kohlekraftwerke weiterlaufen. Das sind noch 19 Jahre!
Auf der letzten Vollversammlung des Deutschen Bundesjugendrings haben wir den Antrag „Den Klimawandel sofort bremsen!“ beschlossen. Darin beklagen wir Jugendverbände, dass junge Menschen bisher wenig bis keine Chancen hatten, die politische Situation zum Positiven zu verändern. Gleichzeitig sind wir die erste Generation, die ganz konkret von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein wird. Wir beklagen die Verweigerung konkreter Zukunftsvorsorge. Und wir beklagen, dass Deutschland sein eigenes Klimaziel für 2020 krachend verfehlen wird. Statt die Treibhausgasproduktion um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken, wird Deutschland allenfalls 32 Prozent schaffen.
Dabei war schon das 2020-Ziel wenig ambitioniert. Das Pariser Klimaschutzabkommen hat festgehalten, dass vor allem die Industriestaaten mehr tun müssen. Deutschland gibt vor, ein Vorbild beim Klimaschutz zu sein. Doch wie passt das mit einem Kohleausstiegsdatum 2038 zusammen? Um das Pariser 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müsste die Bundesrepublik bis zum Jahr 2030 aus allen fossilen Energien aussteigen.
Die Jungen schwänzen weltweit die Schule, weil die Alten ihre Hausaufgaben nicht machen. Ab dem Jahr 2050 dürften überhaupt keine vom Menschen verursachten Treibhausgase mehr entstehen. Ich frage mich, wie das gehen soll, wenn das Umdenken so langsam stattfindet.
Die Naturfreundejugend bittet deshalb alle Erwachsenen, ganz genau zu prüfen, was in den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien zum Klimaschutz steht. Wir fordern euch auch auf, zu prüfen, was die Parteien davon umsetzen. Und wir ermutigen euch, bei der Europawahl daraus Konsequenzen zu ziehen. Denn das ist das Mindeste, was wir für den Klimaschutz tun können. Auch wenn das nicht mehr als der Anfang sein kann.