Seit 2018 wurden in Rheinland-Pfalz 20 Stärkenberater*innen ausgebildet, die NaturFreunde-Ortsgruppen bei ihrer vielfältigen Arbeit unterstützen möchten. Ein Grund für uns, einmal nachzufragen, was für Menschen dahinter stecken und welche Beweggründe sie zu dieser Ausbildung geführt haben. Dieses Mal haben wir mit Claudia Funke von den NaturFreunden Weinheim gesprochen.
Seit wann bist du NaturFreundin und warum bist du es geworden?
Claudia Funke: Seit 2017. Wir haben mit meiner WG öfters das Naturfreundehaus Trommhaus gebucht und mitbekommen, wie schwierig es ist, hier einen Hausdienst zu finden, da viele Mitglieder altersbedingt nicht mehr am Wochenende vor Ort sein können. Ich möchte dieses Haus mit seiner Struktur auf jeden Fall erhalten. Dann begeistert mich auch die Verbindung von Naturverbundenheit und politischen Aktivitäten. Ich finde es wichtig, bei einer Organisation mitzuwirken, die sich klar gegen eine kapitalistische, profitorientierte Ausbeutung von Mensch und Natur positioniert.
Warum hast du dich entschieden, Stärkenberaterin zu werden?
Durch die Überalterung sind viele Ortsgruppen nicht mehr aktiv und auch nicht interessant für junge Menschen. Hier müssen dringend neue Ideen entwickelt werden, damit die NaturFreunde auch weiterhin präsent sein können. Da ich in vielen Gruppen aktiv bin, habe ich mir auch für mich und meine persönliche Entwicklung einiges versprochen. Die Ausbildung hat meine Erwartungen weit übertroffen. Ich bin wirklich froh, dass ich so eine fundierte Ausbildung bekomme habe.
Was konntest du für dich persönlich aus der Ausbildung mitnehmen?
Ich habe an meinem wertschätzenden Umgang mit Menschen arbeiten können. Durch die systemischen Fragen komme ich weg von den guten „Ratschlägen“, zu denen ich oft tendiert habe, hin zur Hilfestellung für die Entwicklung eigener Ideen und Lösungen.
NaturFreunde Rheinland-Pfalz
Projektbüro Stärkenberater*innen
Ebertstraße 22
67063 Ludwigshafen am Rhein
(0621) 96 35 63 01
www.naturfreunde.de/staerkenberatung
Konntest du das für deine Ortsgruppe schon nutzen?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe einen Visionsabend organisiert, wo auch für den Vorstand überraschend viele Mitglieder hinkamen. „Wo soll unsere Ortsgruppe hin?“, „Was wünsche ich mir von der Ortsgruppe?“ – das waren die Fragestellungen. Wir haben viele gute Ideen bekommen, einige davon waren auch sofort umsetzbar. Dann bin ich auch als Moderatorin bei den Diskussionen um unsere 100-Jahr-Feier nächstes Jahr aktiv.
Was hat dir am besten gefallen an der Ausbildung?
Der Austausch mit anderen NaturFreund*innen, die genauso gerne aktiv sind wie ich. Dann natürlich die wirklich gut strukturierte Einführung in die systemische Beratung. Die Möglichkeiten der Reflektion: Was bin ich für ein Typ innerhalb der Gruppe? Was für andere Typen gibt es? Was ist deren Funktion? Die praxisorientierte Ausbildung mit vielen Übungen.
Worin siehst du deine Aufgaben/deine Funktion als Stärkenberaterin?
Die Ortsgruppen zu unterstützen, ihren Weg zu finden, um zu wachsen und ihre selbst gestellten Ziele verwirklichen zu können. Den Menschen in den Ortsgruppen, die Unterstützung in Konflikten benötigen, neutral zur Seite zu stehen. Wo viele Menschen zusammen was tun, gibt es immer wieder Missverständnisse und unterschiedliche Interessen. Eine außenstehende Person kann da manchmal durch die richtigen Fragen Missverständnisse auflösen und auch Wege aufzeigen, trotz unterschiedlicher Meinungen gemeinsam für ein Ziel aktiv zu sein.
Was war die beste Erfahrung, die du bisher als Stärkenberaterin gemacht hast?
Trotz Widerstände einen Visionsabend durchzuführen und eine große Resonanz zu haben. Es wurde deutlich, dass es nicht allen egal ist, wie es mit der Ortsgruppe weitergeht, auch wenn nicht jede*r bei allen Aktionen mitmachen kann. Bei zwei Einzelberatungen habe ich ein sehr positives Feedback erhalten.
Das Interview ist zuerst erschienen in der wirimland. 3-2019, der Mitgliederzeitschrift der NaturFreunde Rheinland-Pfalz.