Heute wissen viele Menschen nicht mehr, dass für eine gesicherte Versorgung mit Lebensmitteln die Bestäubung durch Insekten genauso notwendig ist wie lebendige, fruchtbare Garten- und Ackerböden. Sie kennen Lebensmittel nur aus dem Supermarkt.
Das war vor wenigen Generationen noch anders: da war es selbstverständlich, dass ein Teil der Lebensmittel zum täglichen Verzehr im eigenen Garten selbst angebaut wurde. Die Menschen hatten dadurch grundlegende Kenntnisse zu Sortenvielfalt, Pflanz- und Erntezeiten oder der Herkunft von Obst und Gemüse.
Dieses verlorengegangene Wissen will ein Aktionsbündnis in Schleswig-Holstein wiederherstellen, es will Menschen im tieferen Sinne wieder „erden“.
Das Initiative will Menschen erden
Im März 2015 haben die NaturFreunde Büdelsdorf gemeinsam mit mehreren Organisationen, darunter das Nordkolleg Rendsburg, die Volkshochschule Rendsburger Ring, die Städte Rendsburg und Büdelsdorf, das Aktionsnetzwerk „Gärten der Vielfalt“ gegründet.
Das Bündnis will Menschen wieder in Verbindung mit einem der elementarsten Dinge des Lebens zu bringen: der Erde.
Zwischenzeitlich haben sich viele weitere Organisationen dem Aktionsnetzwerk angeschlossen, darunter der NABU Eckernförde, der Marienhof Rendsburg oder die Schule Altstadt in Rendsburg.
Streuobstwiesen, Mehrgenerationengarten und Apfeltage
Menschen das Gefühl für Erde zurückzugeben geschieht nicht in der Theorie, sondern vor allem durch konkretes Handeln.
Das Aktionsnetzwerk „Gärten der Vielfalt“ hat in den vergangenen Jahren
- mehrere Streuobstwiesen in Büdelsdorf, Jevenstedt und Rendsburg angelegt,
- Nachbarschaftsgärten bzw. Interkulturellen Gärten in Büdelsdorf und Rendsburg eingerichtet und betreut,
- mit der Gemeinde Borgstedt bei der Planung eines „Mehrgenerationengartens“ kooperiert (fachliche Beratung bei der Bodenbeschaffenheitskontrolle, der Bodenbearbeitung, der Saat- und Pflanzenauswahl und der Erstellung eines Pflegeplans),
- ein jährlich im Mai stattfindenes Apfelblütenfestes im Garten des Nordkollegs Rendsburg ins Leben gerufen,
- einen jährlich im September stattfindenden Apfelprobiertag im Garten des Nordkollegs organisiert, u.a. mit Apfelsaftpressen und Informationen zum nachhaltigen Gärtnern,
- Wildblumenwiesen mit heimischen Pflanzen geplant, die für mehr biologische Vielfalt bei Pflanzen und Insekten sorgen soll.
Gärtnern mit Geflüchteten
Bunt und vielfältig versteht sich das Netzwerk auch im übertragenen Sinn, denn mit „Gärten der Vielfalt“ möchte es ganz gezielt auch Mitbürger*innen mit ausländischen Wurzeln ansprechen. Im Miteinander kann viel Fruchtbares entstehen, sind sich die Teilnehmenden einig.
So wurden bei der Einrichtung der Nachbarschaftsgärten Menschen mit Fluchterfahrung und Migrationsgeschichte miteinbezogen und auch bei den kommenden Projekten soll der Gedanke weiterverfolgt werden, Menschen unterschiedlichster Herkunft in den Gärten zusammenzubringen.
Ort für Ideen
„Gärten der Vielfalt“ versteht sich als offenes Netzwerk, dessen Knoten je nach Aktion neu geknüpft werden. Wer eine Idee hat, bringt diese in den Arbeitskreis ein und wirbt dort um Interesse und Teilnahme. Kann die Idee überzeugen, wird sie umgesetzt.
So ist zum Beispiel durch die Anregung eines Landschaftsgärtners das Apfelblütenfest entstanden, das 2018 zum vierten Mal stattfand. Rund 1.000 Besucher*innen nutzten die Informations-, Verkaufs- und Mitmachangebote – unter anderem zum Veredeln alter Obstbaumsorten und zum Nistkastenbau.
Das Aktionsnetzwerk wird gefördert durch öffentliche Mittel für Naturschutzmaßnahmen des Kreises Rendsburg-Eckenförde, durch die Unterstützung der Städte Rendsburg und Büdelsdorf, die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Kreises Rendsburg-Eckernförde, das Nordkolleg Rendsburg, den Marienhof Rendsburg, die Baugenossenschaft Mittelholstein, die NaturFreunde Büdelsdorf sowie Spenden.
Weitere Informationen:
Aktionsnetzwerk „Gärten der Vielfalt“
Dieter Neumann
neumann@naturfreunde-sh.de
www.naturfreunde-sh.de/gaerten-der-vielfalt
https://www.facebook.com/gaertendervielfalt/