Beschluss des 29. Bundeskongresses der NaturFreunde Deutschlands
Die deutschen NaturFreunde unterstützen die Managementpläne für den Wolf in mehreren Bundesländern, insbesondere in der Lausitz in Sachsen und Brandenburg, und setzen sich für ein konfliktarmes Nebeneinander von Wolf und Mensch in der bestehenden Kulturlandschaft ein. Die NaturFreunde unterstützen eine vorurteilsfreie Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit zu diesem Thema.
Beschlossen durch den 29. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands in Arnstadt.
Begründung
Vor ungefähr 100 Jahren galt der Wolf in Deutschland als ausgerottet. Erschossen, erschlagen, ertränkt. Der Wolf war gefürchtet. In Zeiten von Hunger und knapper Lebensmittel galt er als Konkurrent, der den Menschen ihre Ernährungsgrundlage beeinträchtigte. Die Märchen der Gebrüder Grimm taten ein Übriges.
Heute ist der Wolf durch das Washingtoner Artenschutzabkommen, die FFH-Richtlinie 92/43/EWG und das Bundesnaturschutzgesetz unter strengen Schutz gestellt. Seit ca. 15 Jahren siedelte er sich zunächst in der Lausitz – einem Gebiet, welches durch menschliche Abwanderung und Braunkohletagebaue geprägt ist – wieder an. Inzwischen gibt es in der sächsisch-brandenburgischen Lausitz 14 Wolfsrudel und Wolfspaare, in anderen Bundesländern Einzelgänger oder kleinere Rudel. Das ist ein Erfolg des Artenschutzprogramms.
Mit steigernder Population wachsen auch die Ängste in der Bevölkerung. In Jahrhunderten entwickelte Vorurteile lassen sich nicht von heute auf morgen abbauen. In Sachsen und Brandenburg wird derzeit – beflügelt durch eine weitere Ausbreitung – eine sehr angeregte Diskussion zum Wolf geführt. Nicht immer bleiben die Argumente sachlich. Aufgabe der NaturFreunde muss es sein, die Diskussion zu versachlichen. Dazu gehört es, dem Wolf eine faire Chance zu geben. Nicht er ist das gefährlichste Raubtier auf der Erde. Der Mensch begeht den bisher ungebremsten Raubbau an der Natur.
Wenn wir uns als Teil der Natur sehen und nicht als deren Beherrscher, dann hat der Wolf auch in einer Kulturlandschaft ausreichend Lebensraum. Wer das natürliche Verhalten des Wolfes versteht und akzeptiert, kann sich auch daran anpassen. Diesen Prozess unterstützt das jeweilige Wolfsmanagement durch sachliche Informationen.
Die NaturFreunde verstehen sich auch als Umwelt- und Naturschutzverband und sind in mehreren Ländern offiziell als solche anerkannt. Wir bekennen uns in unserer Satzung zum Einsatz für eine demokratische, sozial gerechte und den Umwelt- und Naturschutz nachhaltig fördernde Gesellschaft. Unsere gemeinsame Aufgabe muss es auch sein, dem Wolf in unserer Kulturlandschaft eine Chance zu geben. Wir unterstützen deshalb das Wolfsmanagement in allen Bundesländern für ein Konflikt armes Nebeneinander von Wolf und Mensch.