Bericht: Wie NaturFreunde in Baden-Württemberg Nord-Süd-Kooperationen leben

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Der Fachbereich Nord-Süd-Kooperationen der NaturFreunde Baden-Württemberg blickt auf eine ereignisreiche Zeit im September und Oktober zurück. Ein zusammenfassender Bericht von Uschi Böss-Walter (Fachbereichsleiterin) und Daniela Dietsche (Geschäftsstelle Süd der NaturFreunde Baden).

Mitte September startete die Ortsgruppe Berghausen eine neue Veranstaltungsreihe „Mit Globalem Lernen Zusammenhänge erkennen“ in ihrem Naturfreundehaus „Am Hopfenberg“.

Den Anfang machte hier der Aktionstag Weltspiel, zu dem eine große Zahl von NaturFreunden und Gästen im Naturfreundehaus begrüßt werden konnte. Erfreulich war auch die rege Teilnahme der Jugend. Aufgabe und Fragestellungen an diesem Abend waren: Welche Bilder verbindet man mit Europa, welche mit Afrika? Wo überall auf der Welt sind wir NaturFreunde vertreten? Welche Einwohnerzahl passt zu welchem Kontinent der Erde? Wie hoch ist das Bruttonationaleinkommen dieser Kontinente? Wer emittiert wieviel Treibhausgase und verbraucht wieviel Energie? Und wie sind die Fluchtbewegungen global verteilt?

In lockerer Weise wurde diskutiert, geschätzt, geraten und vermutet. Nicht immer deckten sich das Gefühl der Mitspieler mit der Realität, die durch verschiedene Symbole auf der Weltkarte dargestellt wurde, und die Auflösung brachte so manchen zum Staunen. Der mit einer Schnur auf der Weltkarte gelegte Äquator machte dann auch die Probleme zwischen Nord und Süd sichtbar.

Die "Last" des Nordens auf den globalen Süden ist plötzlich nicht nur ein Schlagwort, sondern in Form der positionierten Symbole begreifbar geworden. Insgesamt war es ein unterhaltsamer und vor allem interessanter und lehrreicher Abend, der auch im Nachhinein noch viele Diskussionen in der Ortsgruppe angestoßen hat. Dabei war der Themenabend „Weltspiel“ nur Auftakt zur Veranstaltungsreihe. Im Jahr 2018 folgen in der Ortsgruppe Workshops zu den Themen Virtuelles Wasser, Müll und Faire Früchte.

Am 16. September 2017 veranstaltete die Ortsgruppe Karlsruhe ihr großes Afrikafest. Der Wettergott meinte es gut mit den NaturFreunden und ihren Gästen im Ostauepark, als sich trotz drohend dunklen Wolkenberge viele Menschen bei Vorträgen zu Afrika und dem Klimawandel, Kinderunterhaltung und gewohnt guter Verpflegung einfanden. Die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Karlsruher Oberbürgermeisters Mentrup lockte viele Familien und Interessierte zu einem bunten Programm an. 

Das Weltspiel der Nord-Süd-Kooperation fand ebenso viel Lob von der Grünen Abgeordneten Sylvia Kottig-Uhl wie auch die anderen Angebote, die ebenso informativ wie unterhaltsam waren. Ein gelungenes Fest und für alle fleißigen Helfer*innen und die Ortsgruppe sicher genug Anlass, auch nächstes Jahr wieder so engagiert viele Menschen zusammenzubringen und auf die notwendige Unterstützung für unsere afrikanischen NaturFreundinnen und -Freunde hinzuweisen.

Vom 3.-11. Oktober 2017 fand schließlich die "NaturFreunde bewegen"-Klima-Aktionstage gemeinsam mit Mamadou Mbodji, Vizepräsident der NaturFreunde Internationale und Präsident des afrikanischen NaturFreunde-Netzwerkes statt. Zum Auftakt am 3. Oktober luden die Ortsgruppe Heilbronn gemeinsam mit dem DGB, der Energiewende Heilbronn und der Lokalen Agenda Heilbronn zu dem Klima-Aktionstag ins Gewerkschaftshaus.

"Mit so vielen Besuchern haben wir wirklich nicht gerechnet", freute sich Alexander Habermeier, Umweltreferent der NaturFreunde Württemberg. Bereits der Klima-Workshop am Nachmittag war mit über 30 TeilnehmerInnen hervorragend gebucht. Dass sich dann am Abend zum Vortrag von Mamadou Mbodji 180 Menschen einfanden, begeisterte die Veranstalter. Unter den zahlreichen Gästen war auch Oberbürgermeister Harry Mergel. In seinem Grußwort wies er darauf hin, dass Heilbronn mit der Klimaschutzleitstelle und einem Klimamanager gut aufgestellt sei.

Mamadou Mbodji machte zu Beginn seines Vortrages deutlich, dass sich die afrikanischen Länder ohne die Hilfe des Nordens nicht in ausreichender Weise an den Klimawandel anpassen könnten. Der Norden sei auch dazu verpflichtet, denn Afrikas Anteil ander Produktion von Treibhausgasen läge unter 4 Prozent, es trage aber 95 Prozent der Lasten und Folgen. Trockenperioden, Ernteausfälle, die zunehmende Wüstenbildung und der Landverlust an das Meer verstärke die Flucht aus ländlichen Gebieten erheblich.

65 Millionen Menschen seien innerhalb Afrikas bereits auf Wanderschaft. "Diesen Menschen muss dringend eine Lebensperspektive gegeben werden, ansonsten ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihr Weg nach Norden führe", gab Mbodji zu bedenken. Neben der dringend benötigten Hilfe von Staaten und großen internationalen Organisationen, hält er Klimapartnerschaften auf kommunaler Ebene und zwischen Nichtregierungsorganisationen wie den NaturFreunden für ausgesprochen wichtig. "Gerade Kleinprojekte sind ein wichtiger Motor für eine positive Entwicklung", so Mbodji.

An diesem Abend wurde dann auch gleich für ein Ausbildungszentrum in Saint Louis im Senegal gesammelt. In diesem Zentrum erlernen Frauen traditionelle Handwerksberufe und Betriebsführung. Das Projekt wird über das BMZ und die NaturFreunde Rastatt unterstützt. Rund 800 Euro wurden am Heilbronner Klima-Aktionstag hierfür gespendet.

Am 4. Oktober 2017 fand in Stuttgart im Naturfreundehaus Steinbergle ebenfalls ein „Klima-Aktionstag“ statt. Auch hier ergaben sich spannenden Diskussionen beim Weltspiel. Abends kamen dann circa 50 Personen ins Naturfreundehaus. Uschi Böss-Walter hielt einführend einen Vortrag über den Fachbereich Nord-Süd und seine Projekte im In- und Ausland. Hier konnten 270 Euro Spenden für das Ausbildungsprojekt eingesammelt werden. Im Anschluss präsentierte Mamadou Mbodji seinen Vortrag „Globaler Süden und Klimawandel“.

Am 5. Oktober 2017 fand ein von Uschi Böss-Walter organisiertes Meeting im Abgeordnetenhaus Baden-Württemberg mit dem Grünen-Abgeordneten Thomas Hentschel sowie Holger Fischer, Parlamentarischer Berater für Umwelt, Klima, Energiewirtschaft und Naturschutz statt. Diskutiert wurden mögliche Partnerschaften mit den NaturFreunden Senegal, etwa bei der fairen Gewinnung und dem fairen Handel von Ressourcen. Die Kontakte sollen zu diesem Zweck intensiviert werden.

Am 6. und 7. Oktober 2017 fand der Workshop Nord-Süd-Kooperationen in Neckarbischofsheim im Naturfreundehaus Zwingenberg statt. Am Freitagabend kamen zur öffentlichen Veranstaltung im Gemeindehaus die TeilnehmerInnen des Seminars sowie einige Interessierte der Region zusammen, um das Weltspiel und Mamadou Mbodjis Vortrag zu erleben. Am Samstag stellte Herbert Hauck das Naturfreundehaus Zwingenberg mit Konzept vor. Danach beschäftigten sich die TeilnehmerInnen in einem ganzheitlichen Ansatz mit der Ausrichtung im Fachbereich Nord-Süd-Kooperationen sowie den persönlichen Fähigkeiten und (Werte-)Vorstellungen dafür. Für das  Jahr 2018  wurden gemeinsame Planungen hinsichtlich Ausrichtung, Entwicklungen, Veranstaltungen, Schwerpunkten und Festigung des Fachbereichs festgelegt.

Zum Abschluss der Tour ging es in das Naturfreundehaus Am Gleis in Lörrach am 11. Oktober 2017. Uschi Böss-Walter erklärte auch hier die Zusammenhänge und die Arbeit im Fachbereich Nord-Süd-Kooperationen und sie konnte auch hier 380 Euro für das Ausbildungszentrum in St. Louis mitnehmen. Im Anschluss hielt Mamadou Mbodji den Vortrag „Globaler Süden und Klimawandel“. Das Publikum in Lörrach zeigte sich sehr diskussionsfreudig und politisch motiviert. Ein schöner, spannender Abschluss dieser Vortragstour.