NaturFreunde kritisieren Geschichtslosigkeit der Bundesregierung

Deutschland gedenkt der eigenen Rolle im Jahrhundert der Extreme nicht angemessen

Der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller kritisiert die mangelhafte Erinnerungskultur der Bundesregierung:

Historische Gedenktage ersten Ranges prägen das Jahr 2014: vor 100 Jahren der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, vor 75 Jahren der Beginn des Zweiten Weltkrieges, vor 25 Jahren die deutsche Vereinigung. Diese Ereignisse prägten das Jahrhundert der Extreme. Und sie haben einen inneren geschichtlichen Zusammenhang.

1914 erschoss ein bosnischer Nationalist den Habsburger Erzherzog Franz Ferdinand. Dieser Anlass löste eine bestialische Gewaltorgie mit rund 17 Millionen Toten aus. Doch in der damaligen imperialistischen Welt wurde der Erste Weltkrieg nur möglich, weil das wilhelminische Deutschland den Krieg wollte. Das in der zweiten industriellen Revolution wirtschaftlich aufstrebende Kaiserreich sah sich räumlich bedrängt und politisch unter Wert behandelt. Zudem passte die Herrschaft von Adel und Militär nicht zusammen mit den damaligen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Umbrüchen. Es kam zur ersten großen Katastrophe des letzten Jahrhunderts.

1939 begann der Zweite Weltkrieg. Der wahnsinnige Nationalsozialismus löste das größte Massenmorden der Menschheitsgeschichte aus. Millionen europäischer Juden wurden ermordet. Die Weimarer Republik war zuvor nicht stark genug gewesen, um das Abgleiten in die Barbarei zu verhindern. Bereits 1939 hatte der NaturFreund Georg Elser versucht, Adolf Hitler und die Spitze der NSDAP zu stoppen. Doch aufgrund der schlechten Wetterlage verließ der „Führer“ unerwartet früh den Münchner Bürgerbräukeller, um mit dem Zug nach Berlin zurückzureisen. 13 Minuten später ging Elsers Bombe hoch.

1989 implodierte die Sowjetunion, in Deutschland kam es zum Ende der DDR-Führung. Das zweigeteilte Deutschland und das zweigeteilte Europa – Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges und prägend für die Nachkriegszeit – wurden zur Geschichte.

Warum gibt es keine offizielle Erinnerungskultur, die Zusammenhänge aufzeigt und das Geschichtsbewusstsein lebendig hält? Im öffentlichen Deutschland wird Sie – wenn überhaupt – auf einzelne Ereignisse und Personen reduziert. Auch dadurch kommt, wie das erneute Aufflammen der Schuldfrage am Ersten Weltkrieg zeigt, ein neuer Revisionismus auf, der durch Unkenntnis und Verdrängung scheinbar hingenommen wird.

Dieses fehlende Geschichtsbewusstsein ist verhängnisvoll, schließlich nehmen in Europa die Konflikte wieder zu, alte Fronten und neue Ressentiments tun sich auf. Wie sollen sie bewältigt werden, wenn wir nicht fähig sind, heutige Ereignisse zu deuten, indem wir sie in die europäische Geschichte einordnen? Ohne entsprechende Erinnerungskultur kann es zu keinen wirklich tragfähigen Lösungen kommen.

Die NaturFreunde Deutschlands kritisieren die Bundesregierung für ihre fehlende Geschichtskultur. Die Bundeskanzlerin trägt nicht dazu bei, dass in Deutschland in angemessener Weise der eigenen Geschichte gedacht wird. Dieses eklatante Versagen steht in einem krassen Widerspruch zur Rolle und Bedeutung unseres Landes.
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