Wer war schuld am ersten großen Krieg?

NaturFreunde kritisieren das Wegtauchen der Bundesregierung in der Kriegsschuldfrage

Der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller erklärt zur Frage der Kriegsschuld bezüglich des Ersten Weltkrieges:

Vor 100 Jahren kam es zum Ersten Weltkrieg. Das war kein Schicksalsschlag, ausgelöst durch die verirrte Tat eines Nationalisten in Sarajewo. Der Erste Weltkrieg war vorbereitet worden durch einen wilhelminischen Militarismus und Nationalismus, der Deutschland zur beherrschenden Weltmacht machen sollte.

Wilhelminische Alleingänge in der Weltpolitik
Es ist nicht vergessen, dass der deutsche Botschafter in Großbritannien Berlin schon frühzeitig vor wilhelminischen Alleingängen in der Weltpolitik warnte. Dass Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg die deutsche Kriegsplanung schon vor dem Ausbruch des Krieges durchsetzte. Dass der Chef des deutschen Generalstabs von Moltke den Krieg wollte und den verhängnisvollen Schlieffen-Plan durchsetzte. Dass der Kaiser schon in Friedenszeiten die geheime Mobilmachung der Flotte ausrief. Dass der deutsche Kriegsminister Falkenhayn Tränen der Rührung in den Augen hatte, als er den Krieg verkündete. Dass die deutschen Truppen das neutrale Belgien überfielen und Massaker an der Bevölkerung anrichteten.

Die deutsche Führung wollte den Krieg
Der Erste Weltkrieg legte die Grundlagen für das Elend des letzten Jahrhunderts. Reichskanzler Bethmann Hollweg sprach schon 1914 von ethnischen Säuberungen in Flandern. Frankreich sollte niedergeschmettert, Russland zum Agrarland degradiert, ein deutsches Kolonialreich in Afrika errichtet und weltweit deutsche Stützpunkte geschaffen werden. Die deutsche Führung wollte den Krieg und wartete nur darauf, am 1. August 1914 die rote Linie überschreiten zu können. Der Erste Weltkrieg wurde durch dieses Weltmachtstreben zur Jahrhundertkatastrophe.

Bisher kein Thema in Bundesregierung, Bundestag und im Europawahlkampf
Natürlich ist das heutige Deutschland anders, in großen Bereichen ist es pazifistisch ausgerichtet und in die europäische Staatengemeinschaft eingebunden. Es hat einen festen Platz in der Welt. Aber das ist kein Grund, das Gedenken an den Ersten Weltkrieg zu vernachlässigen. Es ist bedenklich, dass dieser große Einschnitt in Bundesregierung, Bundestag und im Europawahlkampf bisher keine Rolle spielt. Was macht die Bundeskanzlerin mit den Anfragen Frankreichs, 2014 zum gemeinsamen Gedenken zu machen? Fährt sie nach Verdun, um ein Zeichen zu setzen?
Revanchistische Positionen bekommen wieder Auftrieb
Erschreckend ist, dass in Deutschland revanchistische Positionen wieder Auftrieb bekommen. Das merkwürdige Buch des Weißwäschers Clark wurde zum Bestseller, das allein ist bereits ein schlechtes Zeichen für das Bewusstsein in Deutschland. Obwohl durch die geschichtswissenschaftlichen Arbeiten zum Beispiel von Fritz Fischer, Imanuel Geiss oder Gerd Krumeich die Kriegsschuldfrage unbestritten ist, sehen nur 19 Prozent der Deutschen die Hauptschuld bei der deutschen Reichsregierung. Das ist nicht zu akzeptieren.

NaturFreunde verlangen klare Aussagen zur Kriegsschuldfrage
Die britische Regierung gibt rund 61 Millionen Euro für Gedenkfeiern und die Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs aus. In Frankreich werden ebenfalls zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt. In Deutschland ist kaum etwas zu hören, als ob man mit dem Ersten Weltkrieg nichts zu tun hätte. Vor allem die Bundesregierung taucht ab. Die NaturFreunde verlangen, dass es klare Aussagen zur Kriegsschuldfrage gibt. Die Bundeskanzlerin muss endlich Farbe bekennen.
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