Ukraine: NaturFreunde fordern das Ende der geschichtslosen Schuldzuweisungen
Zu den wachsenden Spannungen um die Entwicklung in der Ukraine erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller:
Zwei Schnellzüge rasen aufeinander zu und niemand will oder kann die Weichen anders stellen. Der Kalte Krieg ist wieder da. Russland bleibt hart, die EU-Staaten und die USA setzen auf Sanktionen. Beide Seiten denken nicht europäisch, das ist nicht ihre Stärke.Keine Frage: Was Russland auf dem Territorium der Ukraine macht, ist ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht. Kein Staat würde die nur mühsam getarnten russischen Soldaten und Milizen akzeptieren.
Europa ist ein gespaltener Kontinent
Aber richtig ist auch, dass es bis heute zu keiner echten Politik der Annäherung und Verständigung zwischen Ost- und Westeuropa gekommen ist. Auf beiden Seiten gibt es keine Kraft, die gesamteuropäische Perspektiven entwickelt und durchsetzt. Europa ist ein gespaltener Kontinent, und diese Spaltung geht auch durch die Ukraine.
Der Westen hat nach dem historischen Jahr 1989 de facto Kapitalismus und Anpassung vermittelt. Russland fühlt sich seitdem immer stärker in eine Nebenrolle gedrängt und reagiert mit der Suche nach neuer Größe. Deshalb ist es falsch, die gesamte Krise auf Putin zu reduzieren. Auch die Dämonisierung Russlands und seiner Führung ist falsch. Der kapitale Fehler liegt in dem Fehlen einer Politik, die das gesamte Europa sieht und eine Perspektive findet, welche die Interessen von Ost und West berücksichtigt.
Geschichte Europas geht über die EU hinaus
Einem Bundeskanzler Willy Brandt wären diese Fehler nicht unterlaufen. Brandt dachte in größeren Zusammenhängen und explizit nicht in dem Provinzialismus, der für viele der heutigen EU-Regierungschefs kennzeichnend ist. 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs braucht Europa endlich ein Bewusstsein von einer europäischen Geschichte, die weit über die EU hinausgeht und den Konflikten und Anforderungen der globalen Welt gerecht wird.
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