Spanien ist für die Deutschen das wichtigste Lieferland für Erdbeeren. Schon im Januar gibt es bei uns die ersten importierten Früchte zu kaufen. Allerdings hat der Anbau fatale Folgen für die sonnige Herkunftsregion.
Denn der Süden Spaniens ist trocken und Erdbeeren sind durstig. Deshalb müssen die Pflanzen intensiv bewässert werden. Durchschnittlich 209 Liter Produktionswasser werden dort für ein Kilogramm Erdbeeren verbraucht. Nur: Die Wasserbilanz von deutschen Erdbeeren liegt bei sogar 321 Litern Produktionswasser. Warum sollten wir uns also bis zum Sommer gedulden, bis es heimische Erdbeeren gibt?
Die Bewässerung macht den Unterschied
Der entscheidende Punkt liegt in der Art der Bewässerung. Während der Wasserbedarf in Deutschland aus „grünem Wasser“ (Niederschläge) fast gedeckt werden kann, muss in Spanien „blaues Wasser“ aus Bewässerungsanlagen zugeführt werden – gespeist aus Grundwasserreserven, die immer weiter zur Neige gehen.
In der Region um Huelva zum Beispiel werden auf 6.400 Hektar jährlich 245.000 Tonnen Erdbeeren für den europäischen Markt angebaut. Wo früher Pinienwälder standen, reichen nun Plastikplanen und Gewächshäuser bis zum Horizont. Selbst aus dem Flugzeug sieht man die künstliche Oberfläche der Landschaft. Schätzungsweise 70 Prozent der gebohrten Brunnen sind illegal und sorgen für einen dramatisch sinkenden Grundwasserspiegel. Insbesondere der Nationalpark Coto de Doñana, eines der größten Feuchtgebiete Europas und Lebensraum für Millionen von Zugvögeln, leidet stark unter der Wasserknappheit und trocknet langsam aus.
Verseuchtes Wasser schädigt auch Arbeiter Und dann wäre da noch der hohe Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, die nicht nur das Produktionswasser verseuchen („graues Wasser“), sondern auch die Gesundheit der Arbeiter schädigen. Denn die Arbeitsbedingungen sind verheerend. Die oft ohne Papiere arbeitenden Migranten aus Nord- und Westafrika müssen die Chemikalien meist ohne Schutzkleidung spritzen. Tatsächlich können die Erdbeeren bei uns trotz des Transports nur so günstig verkauft werden, weil auf Kosten von Mensch und Umwelt gespart wird. Das mag vielleicht ökonomisch attraktiv sein, nachhaltig ist es nicht.
Alissa Rottmann
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 1-2015.