Umweltbewusstseinsstudie 2018: Klimaschutz wird den Deutschen immer wichtiger
Die Dringlichkeit des Klimaschutzes ist in den Köpfen der Deutschen angekommen. Zu diesem Ergebnis kommt die groß angelegte Umweltbewusstseinsstudie 2018, für die 4.000 Deutsche befragt wurden. „Zwei Drittel der Befragten schätzten den Klima- und Umweltschutz als sehr wichtige Herausforderung ein“, erklärte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), die die Studie gemeinsam mit Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, vorstellte.
Damit stieg der Kampf gegen Umweltzerstörung und Klimakrise in der Priorität der Deutschen gegenüber der vorherigen Befragung um elf Prozent. Umwelt- und Klimaschutz haben jetzt in der Wahrnehmung einen ähnlichen Stellenwert wie die Topthemen Bildung (69 Prozent) und soziale Gerechtigkeit (65 Prozent). Klimaund Umweltschutz (64 Prozent) ist damit wichtiger als beispielsweise der Zustand des Gesundheitssystems (56 Prozent), die Kriminalitätsbekämpfung (52 Prozent), die Migration (49 Prozent) oder die wirtschaftliche Entwicklung (33 Prozent).
Alle zwei Jahre erarbeitet das Umweltbundesamt die Bewusstseinsstudie – seit dem Jahr 1996. Durchgeführt wurde die Umfrage in der zweiten Jahreshälfte 2018, „also bevor die ‚Fridays for Future‘-Bewegung bekannt wurde“, wie Schulze betonte. UBA-Chefin Krautzberger sprach von einem „großen Datensatz“, bei dem vor allem die Jahresreihen aufschlussreich seien: „Der Zustand der Umwelt wird heute deutlich skeptischer beurteilt als vor 20 Jahren.“ Nur noch 60 Prozent der Deutschen würden den Zustand als gut oder sehr gut bezeichnen, woran sicherlich auch der Hitzesommer 2018 Schuld trage. In der Befragung 2016 empfanden noch 75 Prozent den Zustand unserer Umwelt als gut oder sehr gut.
In der diesjährigen Studie kristallisieren sich drei Schwerpunkte heraus: die Themen Energie, Landwirtschaft und Verkehr. So befürworten 95 Prozent der Befragten eine Steigerung der Energieeffizienz durch neue Technologien, 92 Prozent wollen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien schneller vorankommt. 88 Prozent finden es völlig in Ordnung, wenn durch die Energiewende ganze Industriezweige wie etwa die Braunkohleverstromung verschwinden. Und sie sind damit einverstanden, dass Steuergeld dafür eingesetzt wird, in den betroffenen Regionen neue Arbeitsplätze zu schaffen. In der Landwirtschaft ist das Artensterben das größte Problem für die Umfrage-Teilnehmer*innen: 65 Prozent sehen es als „sehr großes“, 26 Prozent als „eher großes Problem“. In der Verkehrspolitik fordern 90 Prozent, mehr in den Nahverkehr zu investieren, 91 Prozent wollen, dass dieser kostengünstiger wird.
Die Mehrheit der Befragten sieht Defizite im politischen Handeln. So sind nur noch acht Prozent mit dem Engagement der Industrie zufrieden, die Arbeit der Bundesregierung bewerten nur 14 Prozent positiv. Städte und Gemeinden unternehmen nur für 24 Prozent genügend im Kampf gegen die Klimakrise, in der vorangegangenen Umfrage lag der Wert noch bei 49 Prozent. Nicht einmal die Umweltverbände engagieren sich nach Ansicht von 29 Prozent genügend. Vor zwei Jahren waren lediglich 20 Prozent dieser Auffassung.
Aber auch ihr eigenes Verhalten beurteilen die Deutschen kritisch: Lediglich 19 Prozent der Befragten finden, dass sie genug oder eher genug tun, vor zwei Jahren waren es mit 34 Prozent deutlich mehr.
Nick Reimer