Frankreich verlängert die AKW-Laufzeiten von 40 auf 50 Jahre. Dazu erklärt Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands:
Die Entscheidung der französischen Atomaufsicht Autorité de sûreté nucléaire (ASN), die Laufzeiten der französischen Atomreaktoren von 40 auf 50 Jahre zu verlängern, ist verantwortungslos und absolut inakzeptabel. Die französische Energiepolitik hat aus dem GAU von Fukushima nichts gelernt.
Bisher hatte die ASN die Auffassung vertreten, dass die französischen Atomkraftwerke nur auf eine Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt sind. Aus ökonomischen Gründen hat sich das nun geändert. Die Grundlagen der bisherigen Genehmigungen werden ignoriert und den Schrottreaktoren weitere zehn Jahre Laufzeit zugestanden.
Tatsächlich ist die französische Atompolitik das Ergebnis eines völligen Versagens. Obwohl Frankreich genügend Potenzial für den Ausbau der erneuerbaren Energien hat, wurde der Atomausstieg versäumt und weiter auf die Atomenergie gesetzt. In Frankreich werden immer noch etwa 70 Prozent des Stroms aus Atomenergie gewonnen.
Dabei gelten die französischen AKW schon heute als Hochrisikoreaktoren, ihre Störanfälligkeit hat in den letzten Jahren ständig zugenommen. Auch die von der ASN angeordneten Reparaturen ändern nichts an der Tatsache, dass die französischen AKW eine ständige Gefahr für Leib und Leben darstellen. Jederzeit kann es zu einem schweren Atomunfall kommen. Mit ihrer Laufzeitverlängerung gefährdet die französische Regierung die Gesundheit von Millionen Menschen im Umfeld der Atomreaktoren.
Die Atomenergie in Frankreich ist schon lange unsicher. Aufgrund von Störfällen sowie durch Brennstoffwechsel, Wartungen oder gestiegene Sicherheitsanforderungen konnten seit dem Jahr 1970 mehr als 30 Prozent der französischen Atomkraftwerkskapazitäten nicht genutzt werden. Dadurch kommt es häufig zu Schwankungen in der Stromerzeugung.
Zudem ist Frankreich sowohl in Hitzeperioden als auch in kalten Wintern auf Stromimporte angewiesen, da dann viele Reaktoren gedrosselt oder heruntergefahren werden müssen. Trotzdem weigert sich die französische Regierung eine konsequente Abkehr von der überholten Atomenergie vorzunehmen und setzt mit dem Bau von neuen Atomkraftwerken weiterhin auf diese unverantwortliche Technologie.
Natürlich gibt es auch in Frankreich keine sichere Lagerungsmöglichkeit des hoch radioaktiven Atommülls. Trotzdem produzieren die Atomreaktoren jedes Jahr neue Atommüllmengen. Durch diese unverantwortliche Politik wird den nächsten Generationen eine schwere Hypothek zugemutet. Die NaturFreunde Deutschlands fordern deshalb von der französischen Regierung, diesen unverantwortlichen Kurs sofort zu beenden und einen schnellstmöglichen Ausbau einer auf regenerativen Energieträgern basierenden Energieerzeugung einzuleiten.
Die NaturFreunde Deutschlands fordern:
- Das Atomprogramm in Frankreich muss beendet werden.
- Alle Uraltreaktoren in Frankreich müssen sofortig stillgelegt werden.
- Die französische Energieerzeugung muss schnellstmöglichst auf erneuerbare Energien umgebaut werden.
- Es darf keine Investitionen in eine neue Generation von Atomreaktoren geben.
- Der Ausbau des ITER-Reaktors in Cadarache muss sofort gestoppt werden, ebenso der Bau des EPR-Reaktors in Flamanville.
- Es braucht ein grundsätzliches Verbot des Betriebs von Atomreaktoren in der EU, der EURATOM-Vertrag muss aufgelöst werden.