Vier Natura Trails mit acht Varianten lassen sich vom Ufer des Bodensees aus erkunden
Schöner Name, schöne Landschaft: Das Naturfreundehaus In den Herzen (L 50) mit Selbstversorgerküche und angrenzender Saunalandschaftsteht nicht nur direkt am Radolfzeller (Bade-) Ufer des Bodensees. Durch seine verkehrsgünstige Lage unmittelbar am Bodensee-Radwanderweg, kaum zehn Wanderminuten vom Bahnhof entfernt, ist es auch ein hervorragender Ausgangspunkt, um die vier Natura Trails im NaturFreunde-Bezirk Donau-Bodensee zu erkunden.
Die Naturschätze liegen „vor der Haustür“
Natura Trails sind NaturFreunde-Wege durch europäische Naturschutzgebiete, die für den Schutz der Naturschätze „vor der Haustür“ werben. Attraktive Faltblätter beschreiben ökologische Besonderheiten und Zusammenhänge und enthalten Routenbeschreibung, Karten und touristische Zusatzinformationen.
Ob mit Kanu, dem Fahrrad oder zu Fuß: Diese vier Trails versprechen tiefe Einblicke in verschiedene Lebensraumtypen der westlichen Bodenseeregion. Direkt am kleinen Bootssteg vor dem Naturfreundehaus beginnt eine 18 Kilometer lange Paddeltour. Der Kanu-Trail Untersee führt entlang der Halbinsel Mettnau mit ihrem Auwald sowie der Insel Reichenau (Weltkulturerbe) zum Wollmatinger Ried, einem der größten europäischen Naturschutzgebiete. Hier sind mehr als 600 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen, etwa 330 Großschmetterlings- und knapp 300 Vogelarten zu Hause – ein großartiges Spektakel für Naturliebhaber. Etwa fünf Stunden dauert diese Paddeltour nach Konstanz.
Mit dem Rad wird der deutsch-schweizerische Natura Trail Westlicher Untersee, Radolfzeller Aach, Randen erkundet. Die insgesamt 94 Kilometer lassen sich mithilfe der Bahn bequem in drei bis vier Etappen aufteilen. Vom Mündungsgebiet der Radolfzeller Aach, dessen Ried im Frühsommer durch die Sibirische Schwertlilie (iris sibirica) in einen blauen Blütenteppich verwandelt wird, führt die Radtour entlang der Mischwälder des Schienerbergs bis nach Schaffhausen. Mit ein wenig Glück kann dabei der wieder heimisch gewordene Biber am gleichnamigen Fluss gesichtet werden.
Extremstandorte in der Vulkanlandschaft
Zwei sehr interessante Wanderungen verspricht der Natura Trail Hegau, der dem im Konzentrationslager Mauthausen ermordeten früheren Singener NaturFreunde-Vorsitzenden Heinrich Weber gewidmet ist. Der „Seehas“-Zug bringt Wanderer vom Bahnhof Radolfzell nach Singen. Die warmen Felsstandorte der dortigen Vulkanlandschaft und die Burgruinen der Hegauberge bieten als Extremstandorte besondere Lebensbedingungen für Pfingstnelke, Traubensteinbrech oder das niedrige Habichtskraut. Zudem sind sie Lebensraum wärmeliebender Reptilien wie der Zauneidechse.
Mit dem Zug nach Markelfingen erreichen die Wanderer den Natura Trail Mindelsee. Dieses Eiszeitrelikt bildet den Mittelpunkt zweier abwechslungsreicher Wanderungen durch Pfeifengraswiesen, naturnahe Buchenwälder und Streuobstwiesen. Allein über 700 Blütenpflanzen, insbesondere mehr als 20 Orchideenarten und 433 Schmetterlingsarten wie zum Beispiel der Lungenenzian-Ameisenbläuling tragen zu einer großem Artenvielfalt bei.
Eine Woche aktiv auf Natura Trails
Mehrere Aussichtspunkte ermöglichen hier einen zusammenfassenden Blick auf die Natura- 2000-Kulisse am westlichen Bodensee. Von den Hegaubergen zum Schienerberg und über den Untersee kann auf mindestens eine Woche Natura-Trail-Aktivitäten am Bodensee geblickt werden. Wer sich nicht unbedingt selbst versorgen möchte, sondern den Komfort eines Hotels schätzt, dem sei das Naturfreundehaus Bodensee (L 51) im nahen Markelfingen ans Herz gelegt, das auch Natura-Trail-Arrangements im Angebot hat.
Samuel Lehmberg
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der NATURFREUNDiN 1-2016.