Schadet mein Sonntagsbraten dem Regenwald in Südamerika?

Oder das Problem mit dem Soja

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Wir essen doppelt so viel Fleisch wie vor 100 Jahren – und ein Vielfaches mehr als der Großteil der Weltbevölkerung. Dieser hohe Fleischkonsum verursacht einen enormen Verbrauch an Land, Wasser und Ressourcen. Vor allem der große Bedarf an Futtermitteln aus Soja kann nicht durch Anbau in Deutschland gedeckt werden. Rund ein Drittel des Futters wird deshalb importiert, vor allem aus Südamerika.

Eine Fläche von fast 17.400 km², das entspricht in etwa der Größe von Sachsen, beansprucht Deutschland in Südamerika allein für den Anbau von Soja, das nur für die Futtermittelproduktion verwendet wird. Das ist der Großteil des importierten Sojas. Andere Sojaprodukte wie z.B. Sojaöl, das für die menschliche Ernährung aber auch zur Gewinnung von Bioenergie genutzt wird, sind bei dieser Fläche noch gar nicht berücksichtigt.

Der überwiegende Teil des importierten Sojas, nämlich über 70 Prozent, wird in Form von Sojamehl verfüttert. Das meiste wird dabei für die Schweine- und Geflügelfütterung verwendet. Cirka 30 Prozent, oftmals auch mehr, des hier eingesetzten Kraftfutters bestehen aus Sojamehl.

Fast ein Kilogramm Soja wird beispielsweise benötigt, um – zusammen mit anderen Futtermitteln – ein Kilogramm Geflügelfleisch zu erzeugen. Cirka 650 Gramm Sojamehl wird benötigt, um etwa ein Kilogramm Schweinefleisch zu erzeugen und „nur“ etwa 230 Gramm, um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen.

Für den Anbau der Soja-Monokulturen wird nicht nur artenreicher Regenwald gerodet. Auch Flächen, die bisher von lokalen Kleinbäuerinnen und –bauern für die Nahrungsmittelproduktion genutzt wurden, werden für den Sojaanbau beansprucht. Große Unternehmen pachten die Flächen und die Menschen, die sich die Pacht, das Saatgut und die Technik nicht mehr leisten können, werden verdrängt. Als Folge konzentriert sich der Landbesitz in immer weniger Händen von großen landwirtschaftlichen Betrieben.

Auf riesigen Feldern wird genmanipuliertes Soja angebaut, das intensiv mit Pestiziden gespritzt wird – eine Katastrophe für die Artenvielfalt und eine Gefahr für die Gesundheit der Anwohner*innen. Die Monokulturen laugen die Böden aus, sie verdrängen ökolgisch und klimatisch wichtige Landschaften wie den Regenwald. Die Pestizide verschmutzen Böden und Wasser, es kommt zu erhöhten Krebsraten, Fehlgeburten und Missbildungen bei Kindern.

Als Verbraucher*in haben wir durch unseren Fleischkonsum diekten Einfluss auf die Ernährungsindustrie: Weniger Wurst und Fleisch zu essen, ist nicht nur gut für die Umwelt, die Artenvielfalt und das Klima, es ist auch gesünder. Wenn es also beim Sonntagsbraten bleibt, das Tier aus bäuerlicher Haltung stammt und mit regional angebauten Futter gemästet wurde, wäre schon viel erreicht.

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