NaturFreunde Hessen und weitere Umweltverbände fordern Ausrufung des Wassernotstands in Hessen

von Ulla Wittig-Goetz, NaturFreunde Hessen

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In einem offenen Brief fordern hessische Umweltverbände, darunter die NaturFreunde Hessen, das Umweltministerium des Landes auf, den Wassernotstand auszurufen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Die Lage ist katastrophal: Während der Wasserverbrauch steigt, regeneriert sich das Grundwasser völlig unzureichend. Die Folge sind verdörrte Wiesen und Felder, vertrocknete Wälder und Quellen sowie Flüsse, die nicht mehr schiffbar sind. Die Dürre greift um sich, nicht nur in Brandenburg oder am Po in Italien.

Die derzeitige Hitze und Trockenheit haben den Wassermangel in Hessen erheblich verstärkt. Dies wurde von Klimaforscher*innen vorausgesagt – allerdings erst für viel spätere Jahre. Die NaturFreunde Hessen, die Schutzgemeinschaft Vogelsberg, der Landesverband Hessen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ fordern deshalb von der Landesregierung als oberster Wasserbehörde mit einem offenen Brief, verbindliche Maßnahmen statt Wassersparappelle anzuordnen und entsprechende Verstöße dagegen zu ahnden. Nur durch den erklärten landesweiten Wassernotstand „müssen die Kommunen die Anordnungen des Landes umsetzen“, heißt es in dem Brief. Dadurch soll gewährleistet werden, dass nicht mehr Grundwasser entnommen wird als sich natürlich nachbildet – was vielerorts in den letzten Jahren schlicht nicht mehr der Fall war.

Die Hauptforderungen der hessischen Umweltverbände sind:

  • Sanierung der Wasserwerke insbesondere in Frankfurt, damit diese ihre Leistungsfähigkeit erhöhen und deutlich mehr Wasser aufbereitet wird;
  • Schaffung von Zisternen und Nutzung von Brauchwasserleitungen für die Grünflächenbewässerung;
  • Förderung einer Infrastruktur zum Wassersparen (z. B. Regenwassernutzung bei Neubauten).

Mit diesen Maßnahmen könnte die Selbstversorgung der Stadt Frankfurt und der Region mit Trinkwasser stark erhöht werden. Die Stadt Frankfurt könnte ihren Wasserbedarf zu fast 50 Prozent aus eigenen Quellen decken, meinen Fachleute.

Die hessischen NaturFreunde, der BUND Hessen, NABU Hessen und andere Verbände kritisieren seit langem, dass insbesondere die Stadt Frankfurt in weit höherem Maße ihren Eigenbedarf an Wasser decken könnte, statt Wasser aus dem Vogelsberg und dem Burgwald zu beziehen und zu verbrauchen. Um auf dieses Dilemma aufmerksam zu machen, organisierten Umweltverbände Mitte Juli den „Wasserlauf 2022“, bei dem symbolisch das Wasser von Frankfurt mit einem Staffellauf oder mit dem Rad zurück in den Vogelsberg transportiert wurde. Neben Naturschutz- und Umweltverbänden beteiligten sich viele Kommunen aus dem Wetterau- und Vogelsbergkreis an der Aktion. Die hessischen NaturFreunde betreuten während des Wasserlaufs die Station in Bad Vilbel.

Ulla Wittig-Goetz
NaturFreunde Hessen